Self-Care ist in aller Munde und jeder tut es. Angeblich. Eine Tuchmaske ins Gesicht, Netflix an und los. Aber genau das ist es eben nicht immer. Im einfachsten Fall ja. Nach einem anstrengenden Arbeitstag wird heiß geduscht, die Lieblingsplaylist angemacht und Me-Time (noch so ein Anglizismus) praktiziert. Stimmung und Abend gerettet. Aber Self-Care ist so viel mehr als das. Self-Care (Selbstversorgung klingt einfach nicht so fancy) ist, sich um seine mentale Gesundheit zu kümmern, sich auch aus schlechten Zeiten eigenständig wieder rauszuholen. Sich aus dem Bett zu quälen und weiterhin am Leben teilzunehmen. Schlechte Tage, Wochen und Monate zu akzeptieren und sich trotzdem nicht gehen zu lassen. Und wir wissen alle: Bettdecke über den Kopf ziehen wäre so viel einfacher.
Pinterest wird geflutet mit Tipps zum Thema Self-Care: Die Lieblingsmusik hören, meditieren, Yoga machen und danach wieder meditieren, sich selbst belohnen und – achja: meditieren. Das klingt ja schön und gut, hilft nur leider gar nicht weiter, wenn man in einer Phase steckt, die man selbst nicht versteht. Nichts greifen kann. Wenn es andere Umstände sind, die sich eben nicht durch ein bisschen Me-Time wieder ausbügeln lassen. Dann hilft nur: Augen zu und durch. Es kann Quälerei sein, sich in den Arsch zu treten und zu sagen: Es reicht! Da fängt es nämlich an. Es ist immer einfacher in schlechten Zeiten die Freundin vollzujammern oder bei Mama anzurufen (mache ich auch!), aber genau das ist es doch, was Self-Care eben nicht ist. Sich selbst versorgen, sich selbst wieder auf den richtigen Weg bringen. Nicht nur sich selbst was Gutes tun und Tuchmasken auflegen, sondern ich selbst auch in den Arsch treten können und zwingen weiterzumachen. Nicht von Mama machen lassen, weil das halt bequemer ist. Sich selbst den Kampf ansagen und sich mit sich und seinen Problemen auseinander setzen. Auch wenn’s unangenehm ist.
Schlechte Zeiten gehören zum Leben dazu, das klingt so abgedroschen und ist trotzdem so wahr. So richtig wollen wir die schlechten Zeiten ja aber doch nicht haben. No rain, no flowers. Auch von Pinterest, aber ebenfalls wahr. Wir brauchen vor allem diese Momente, um zu wachsen. Wir brauchen manchmal den Herzschmerz, der uns nächtelang nicht schlafen lässt, dieses Gefühl ein kleines bisschen zu sterben. Und wir brauchen unsere Freundinnen und Mamas und Papas, die uns gut zureden und trotzdem hilflos daneben stehen. Einfach weil wir uns selbst am besten helfen können und müssen. Wir brauchen manchmal die Phasen, in denen wir vom richtigen Weg abkommen und straucheln. Und nur wir selbst uns retten können.
Es ist deine Verantwortung in deinem eigenen Leben die Führung zu übernehmen und eben nicht nur in den schönen Momenten – sondern immer. Und es ist okay, wenn nicht alles okay ist. Solange ihr euch wieder aufrafft und nicht darin versinkt.
Schreibe einen Kommentar