Dieser Beitrag wird im Rahmen einer Aufklärungskampagne für die Pille Danach unterstützt – pille-danach.de
Manchmal passiert es einfach. Manchmal, da passieren dir Dinge, mit denen du nie gerechnet hättest. Worüber du dir nicht im entferntesten Gedanken gemacht hast. Bis sie eben passieren. Das hier war so ein Moment.
Ich erinnere mich nicht mehr genau an das Jahr oder den genauen Tag, aber es war in meiner Anfangszeit in Köln. Es war im Februar, an einem sonnigen Karnevalstag. Eigentlich war der Tag für mich gedanklich bereits beendet, als ich eine WhatsApp-Nachricht bekam. Er war mit Freunden in einem Club ganz in der Nähe und fragte mich, ob ich nicht noch 1-2 Bierchen mit ihnen trinken wollte. Da wir uns schon ein paar Mal getroffen hatten, freute ich mich über die Einladung und wir verbachten einen feuchtfröhlichen letzten Karnevalstag im Club.
Filmriss.
Als ich am nächsten Morgan aufwachte, war ich alleine. Nicht ganz, ich hatte hämmernde Kopfschmerzen. Hallo lieber Kater. Ich blieb im Bett liegen und versuchte mich krampfhaft an die letzte Nacht zu erinnern. Wir alle im Club. Danach: Ich strengte mich weiter an. Er und ich in der Bahn, oder war es ein Taxi? Er und ich in meiner Wohnung. Er und ich…okay, stopp. Ich richtete mich ziemlich schnell auf, mehr als für meine Kopfschmerzen gut war, und suchte panisch nach meiner Tasche und meinem Handy. Mein Handy lag neben mir auf dem Bett, meine Tasche war leer, der gesamte Inhalt lag irgendwo in meiner Wohnung verteilt: Lippenstift, Ohrringe, mein Schlüssel, Geld…Was ich verzweifelt suchte, fand ich nicht. Gutes oder schlechtes Zeichen? Ich gab’s auf und schaute auf mein Handy. Keine Nachricht von ihm. Tatsächlich war mir das ziemlich egal, ich hatte ein ganz anderes Problem.
Den restlichen Tag verbrachte ich damit, mich an alle Einzelheiten der letzten Nacht zu erinnern. Damals nahm ich zwar die Pille, hatte sie aber schon das ein oder andere Mal in dem Zyklus zu spät eingenommen oder ganz vergessen. Ich wusste, dass wir mit Kondom verhütet hatten, aber was da im betrunkenen Zustand alles wie passiert ist, wusste ich nicht mehr. Je mehr ich darüber nachdachte, desto bleicher wurde ich und desto größer wurde auch meine Panik. Ich war schon immer groß darin, mir Sachen einzureden und mich komplett in Hirngespinste reinzusteigern. Mein Kopf ließ mir auch in der Hinsicht keine Ruhe und mir blieb nichts anderes übrig, als mich anzuziehen und in die nächste Apotheke zu fahren.
Heute.
Auch ein paar Jahre später und um einige Erfahrungen reicher weiß ich, dass meine Entscheidung damals die einzig Richtige war. Ich hatte es niemandem erzählt. Warum weiß ich heute nicht mehr. Ich glaube, ich habe mich dafür geschämt, dass sowas ausgerechnet mir passieren musste. Damals war die Pille Danach für mich negativ konotiert gewesen. Etwas, was man belächelte und eher einem unerfahrenen Teenie zutrauen würde. Jetzt weiß ich, dass jedem eine Verhütungspanne passieren kann und dass es dann gut ist, über die Pille Danach aufgeklärt zu sein. Für mich war die Pille Danach in dem Moment genau das Richtige: Mitten im Studium schwanger werden? Von einem Kerl, den ich seit der Nacht nicht mehr gesehen hatte, geschweige denn der sich gemeldet hätte? Niemals. Ich sah meine Zukunft davonschwimmen und hätte weder mir, noch einem Kind ein gutes Leben ermöglichen können. Es ist mein Körper und über den bestimme nur ich. Zum Glück.
Heute kann ich darüber reden. Vielleicht auch, weil ich schon lange nicht mehr der Mensch bin, der ich damals war. Gerade zum Weltfrauentag möchte ich euch bestärken, selbstbewusst und selbstbestimmt durchs Leben zu gehen und euch für eure Rechte und eigenen Entscheidung stark zu machen.
Im Jahr 2018 sollte es normal sein über Sex, Verhütung und eben mögliche Pannen offen zu reden. Wusstet ihr, dass nur 64% der Frauen zwischen 16 und 39 Jahren wissen, dass es die Pille Danach gibt? Die Pille Danach verschiebt den Eisprung, so dass das Zusammentreffen von Eizelle und befruchtungsfähigen Spermien und somit auch eine mögliche Schwangerschaft verhindert werden kann. Mythen, dass die Pille Danach Abtreibung oder eine Hormonbombe sei, sind nicht richtig. Die Pille Danach gibt es rezeptfrei in jeder Apotheke und auch Notdienst-Apotheken führen das Präparat rund um die Uhr. Wenn man gesetzlich krankenversichert und unter 20 Jahre alt ist, übernimmt die Krankenkasse die Kosten für die Pille Danach. Dafür muss sie aber vom Arzt verschrieben werden.
Wie bei jedem anderen Medikament, können auch bei der Pille Danach Nebenwirkungen auftreten. Die möglicherweise nach der Einnahme der Pille Danach auftretenden Beschwerden sind vergleichbar mit denen, die viele Frauen auch während ihrer Periode haben: Unterleibsschmerzen und Kopfschmerzen. Diese sind jedoch meist leicht und klingen von selbst wieder ab.
Ich möchte mit diesem Beitrag Aufmerksamkeit erregen. Ich möchte euch vermitteln, dass eine Verhütungspanne jedem mal passieren kann. Ich möchte die Pille Danach nicht promoten und schon gar nicht als reguläres Verhütungsmittel darstellen. Ich möchte euch zeigen, dass es immer einen Ausweg gibt und dass es absolut okay ist, selbstbestimmt diese Entscheidung zu treffen. Damals habe ich es verdrängt und totgeschwiegen, heute spreche ich offen darüber. Warum auch nicht? Jede Frau sollte wissen, dass es immer eine Möglichkeit gibt, ihr Leben selbst zu bestimmen. Und wie wichtig es ist, Frau über den eigenen Körper zu sein – und über die eigeneZukunft.
Leni - featherlight.de says
ganz starker Beitrag, Maus! ♥
View CommentJessica ♥ says
WOW – es ist wirklich mutig und toll, dass du dieses Thema so offen ansprichst, auch wenn es heutzutage normal sein sollte über solche Themen zu sprechen, tun es viele im Endeffekt ja doch nicht … Hut ab 🙂
Liebste Grüße, Jessica
View Commenthttp://www.ressica.de ♥
maedchenhaft says
Vielen Dank <3
View CommentLeni says
Ich finde es total stark, dass du das hier so offen thematisierst!
View CommentWenn man die Pille Danach benötigt fühlt man sich oft ein wenig dumm und naiv und unsicher. Und vor allem als wäre man der einzige Mensch auf dieser Welt, der die Pille Danach benötigt. Als ich sie mal nehmen musste war ich super glücklich, dass ich eine total liebe Apothekerin hatte, die das für mich zu einem ganz normalen Erlebnis gemacht hat. Sie hat erzählt, dass ich bereits die dritte an diesem Tag war und es ja jedem Mal passieren kann. Aber auf eine super sympathische Art und Weise. Ich finde das ist total wichtig, wenn man sich selbst so unsicher fühlt.
Liebe Grüße,
Leni 🙂
http://www.sinnessuche.de
maedchenhaft says
Danke dir! <3 Ich verstehe das auch nicht..kein Wunder, dass viele Mädels sich dafür schämen, wenn sie mit so einer Reaktion konfrontiert werden. Aber da hattest du echt Glück 🙂
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