Eins vorweg: Ich liebe Instagram. Ich liebe es schöne Bilder dafür zu machen und sie zu bearbeiten. Ich liebe es mir bei anderen Bloggern Inspirationen zu holen. Ich liebe es dort auf eine so einfache Weise mit meinen Followern zu kommunizieren – ABER wir dürfen als Blogger nicht vergessen, dass Instagram neben all den schönen Seiten auch einen enormen Schaden anrichten kann. Ich weiß, dass sich zu dem Thema schon viele geäußert haben und es manchen vielleicht aus den Ohren rauskommen mag, aber ich muss auch mal meine Meinung dazu sagen…
Als ich vor fast sieben Jahren mit dem Bloggen anfing, hätte ich mir niemals träumen lassen, dass man damit mal Geld verdienen oder es gar hauptberuflich machen kann. Damals war das Bloggen ein schöner Zeitvertreib, man zeigte, was man bei seiner letzten Shoppingtour bei H&M, Zara, Vero Moda etc. erstanden hat, knipste Spiegelbilder mit Blitz und stellte regelmäßig andere Blogger vor. Damals war das eine kleine Truppe, von denen ich auch heute noch viele kenne und auch eine meiner liebsten Freundinnen dadurch kennenlernen durfte. Wenn man damals jemandem vom Blog erzählte, wurde man nur schräg angeschaut oder ausgelacht. Ich habe damals niemandem von meinem Blog erzählt, einfach weil es etwas war, wofür man dich damals noch belächelte. Meine Mutter hatte zufällig meinen Blog entdeckt, als ich die Seite versehentlich auf unserem Familien PC offen gelassen habe. Meine Freundinnen erfuhren erst Jahre später von meinem Blog, weil eine Klassenkameradin mich zufällig auf ask.fm (kennt das noch jemand?!) entdeckte. Es war damals einfach eine ganz andere Zeit. Man hatte den Blog für sich, für den Spaß, um die ersten Foto-Versuche mit der neuen Spiegelreflex zu teilen, auf die man so lange gespart hatte. Damals kannte man kein SEO, keine Affilate Links oder Sponsored Posts. Man war schon froh, wenn man mal ein Oberteil aus einem China-Shop zugeschickt bekam, das man dann stolz präsentierte. PR Agenturen für Blogger? Undenkbar. Firmen hätten dich für verrückt gehalten, wenn du vor sieben Jahren eine Anfrage wegen eines Sponsored Posts geschickt hättest.
Versteht mich nicht falsch: Diese Entwicklung ist gut. Ich bin keiner dieser Menschen, die mürrisch sagen „Früher war alles besser!“ – ganz im Gegenteil. Diese Entwicklung hat uns Blogger-Urgesteinen gezeigt, dass sich harte Arbeit lohnt, dass wir nicht total verrückt sind, weil wir schon vor Social Media alles online geteilt haben. Und wenn ich jetzt daran zurückdenke, wie viele Menschen mich belächelt haben, als ich ihnen damals von dem Blog erzählt habe, fange ich an zu grinsen und denke mir triumphierend: „Seht ihr!“.
Lieber 50.000 Follower und kaum Reichweite, als 15.000 Follower und treue Leser
Aber es gibt eben auch hier die berühmten zwei Seiten der Medaille: Es geht beim Bloggen schon lange nicht mehr um (den reinen) Spaß. Willst du im Jahr 2016 als Blogger bestehen, musst du hart dafür arbeiten: Posts schreiben (am besten so 2-4 wöchentlich), täglich mehrere Instagrambilder hochladen, generell auf Instagram aktiv sein, deine Posts überall vernetzten und und und. Ganz einfach ausgedrückt: Es ist anstrengend. Man setzt sich selbst einem so starken Druck aus, dass man den ursprünglichen Gedanken des Bloggens verliert und nur noch an eines denken kann: Reichweite.
Ich hatte letztens mit einer PR Agentur Kontakt, die mir erklärte, sie gehe nur mit Bloggern eine Kooperation ein, die Follower im sechstelligen Bereich haben. Bitte was?! Im sechsstelligen Bereich? Für eine Kooperation mit einer PR Agentur? Wow. Ich möchte hier niemandem etwas unterstellen, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass die Echtheit dieser Follower nicht überprüft wird. Und genau das meine ich: Instagram zerstört das Bloggen. Dass man sich Follower kaufen kann ist kein Geheimnis und dass dies auch viele Blogger regemäßig machen auch nicht, aber dass somit die Reichweite verfälscht wird, daran denken weder Firmen noch PR Agenturen. Welche Blogger nun wirklich treue Follower haben, die ihre Bilder liken und Blogeinträge lesen, und welche 50.000 Follower haben aber nur rund 300-400 Likes auf ihre Bilder bekommen, interessiert nicht – alles was zählt sind die glitzernden 50.000 Follower, von denen wahrscheinlich mehr als die Hälfte gekauft ist.
Diese Entwicklung ist unheimlich schade, denn der eigentliche Sinn des Bloggens ging über die Jahre, und auch leider durch Instagram, verloren. Hoffen wir mal, dass auch diese Phase irgendwann vorbeigeht und man als Blogger wieder geschätzt wird, auch wenn man vielleicht „nur“ 10.000 Follower hat…
Falls euch das Thema interessiert, könnt ihr hier und hier ähnliche Artikel lesen.
Julia says
Mit deinen Worten sprichst du mir aus der Seele!
View CommentLiebe Grüße
Lici says
Wirklich sehr sehr treffend geschrieben! Genau das ist auch (zusammen mit dem Zeitproblem) der Hauptgrund, weswegen ich vor einiger Zeit mit dem Bloggen aufgehört hatte. Mit einem Studium nebenher war es nicht mehr möglich, soviel Energie und Aufwand ins “Networking” zu stecken. immer mit den Gedankennim Hinterkopf, dass man sowieso nicht gegen die ganzen Follower-Spiele und Like-for-like in den vielen Foren und Gruppen ankommt. Ich habe mir von Anfang an geschworen, da nicht mitzumachen und habe es bis jetzt geschafft. Aber klar, der Reichweitegedanke ist da.
Jetzt habe ich wieder angefangen, aber unter anderen Vorraussetzungen. Mein Blig ist jetzt nur noch Galerie. Ich zeige, was ich mache und jeder kann kommen und ist eingeladen, seinen Senf dazuzugeben oder es zu lassen. Vernetzung nur noch mit meinen drei Lieblingsblogs und das sowieso nur aus Interesse am Inhalt… Aber ohne Ambitionen.
Liebe Grüße und trotzallem viel Spaß am bloggen 😉
Lici
P.s. Wenn man im Appstore vom Ipad aus nach Instagram sucht, kommen fast nur Unmengen 1000+ like -Apps. Richtige viele Apps,nur um mehr Likes zu bekommen.
View CommentPR-Manager sollten nach “Anzahl an Kommentaren mit mehr als fünf Wörtern und mindestens einem vollständigen Satz” gehen, da würde sich einiges verändern… 😀
herr meier says
Das Thema Follower kaufen ist ein extrem problematisches. Agenturen wollen aber auch nicht so genau hinsehen, weil es einfacher ist, wenn die “Zahlen” stimmen, dann fragt das Kosmetikunternehmen nicht nach.
View Comment