Seit einigen Jahren reise ich alleine durch die Welt – und das sehr gerne. Ich reise mindestens genau so gerne mit Freunden oder Familie, manchmal möchte ich aber auch einfach alleine eine Reise antreten und mich nicht davon abhängig machen, ob mich jemand begleiten kann oder will. Wieso auch?
Nach meiner großen Thailandreise 2018 habe ich bereits einige Fragen zum Thema Alleine reisen beantwortet (Ich verlinke euch den Post hier), möchte aber trotzdem nochmal ein allgemeineres Q&A zu dem Thema machen, da ich immer wieder so viele Fragen bekomme und ich hoffe, dass ich euch damit ein bisschen mehr Mut machen kann und ihr vielleicht auch bald loszieht.
Hast du keine Angst alleine unterwegs zu sein?
Definitiv nein. Ich lebe in Köln alleine, ich mache dort sehr viel alleine, ich arbeite (noch) alleine. Für mich macht es so gut wie keinen Unterschied, ob ich in Köln alleine unterwegs bin oder eben in einer fremden Stadt oder einem fremden Land. Die Frage kommt sehr oft und ich kann sie irgendwie verstehen, irgendwie aber auch nicht. Wovor genau soll ich denn Angst haben? Mördern? Dieben? Krankheiten? Mir kann überall etwas passieren, sind wir mal ehrlich. Ich habe einfach dieses Mindset nicht und bisher ist auch noch nie irgendwas negatives oder einschneidendes auf meinen Reisen passiert. Wäre auch der falsche Ansatz mit einer Angst an die Thematik ranzugehen: Weniger Kopf zerbrechen, was passierten KÖNNTE, mehr machen.
Ist es nicht langweilig?
Für mich nicht. Ich mache genau so viele Dinge, wie ich es mit Begleitung auch mache. Ich suche mir meistens am Vorabend raus, wohin ich gehen möchte und was ich sehen möchte und dann packe ich meinen Rucksack und es geht los. Es kann hin und wieder langweilig sein, wenn man länger auf sein Essen in einem Restaurant warten muss und niemanden hat, mit dem man sich unterhalten kann, aber ich habe meistens ein Buch dabei oder kann auch über WhatsApp Kontakt herstellen. Ich habe dadurch auch wieder gelernt, weniger am Handy zu sein während des Essens und sich mehr die Umgebung anschauen, Menschen beobachten und einfach mal den Moment genießen.
Abends alleine im Hotel bleiben oder unters Volk mischen?
Das ist wirklich von Reise zu Reise unterschiedlich. In Thailand habe ich damals super viele Leute im Hostel oder auf Touren kennengelernt und mit denen dann auch die Abende verbracht. Wenn ich eine Städtereise mache, dann schlafe ich meistens in einem AirBnB oder Hotel, da lernt man nicht so “leicht” Leute kennen und dann bleibe ich auch abends einfach gerne mal zuhause. Sätdtetrips sind auch wirklich super anstrengend, weil ich meistens so 15km am Tag laufe und abends dann nur noch tot ins Bett falle. Wenn ich trotzdem Lust habe, dann setze ich mich auch mal in eine Bar – es kommt wirklich komplett auf die Destination und die Umstände an.
Fährst du auch Taxi?
Klar. Ich greife eigentlich am liebsten auf Öffis zurück, weil ich das Gefühl habe, die Stadt oder das Land “echter” zu erleben und mir Taxi auch einfach zu teuer ist. Wenn ich allerdings super früh am Flughafen sein muss, dann nehme ich mir auch mal ein Uber. In Porto konnte ich jeden Tag alles zu Fuß machen, in London fahre ich U-Bahn, in Thailand dann eben Tuk-Tuk – ich passe mich da immer an.
Was ist das schönste Gefühl während des Alleinereisens?
Ich bin nach jeder Reise, die ich alleine gemacht habe stolz auf mich. Es kommen immer wieder Situationen auf, die man alleine bewältigen muss und an denen man wächst. In Thailand kam mein Gepäck nicht mit mir an, ich hätte fast meinen Flug in Dubai verpasst, in Porto habe ich mein AirBnb nicht gefunden – sowas kann halt leider passieren, man findet aber immer eine Lösung und kann sich weiterhelfen. Man lernt einfach immer etwas dazu und das mag ich. Immer, wenn ich danach im Flieger nach Hause sitze, bin ich stolz und habe einen Rucksack voll mit schönen Erinnerungen und Lehren mitgebracht.
Welche Reise war deine erste die du alleine gemacht hast?
2015 bin ich mehr oder weniger alleine nach Australien gereist. Ich hatte dort eine Kooperation und habe während der Reise dann andere Mädels kennengelernt. Ich war tagsüber aber so gut wie alleine unterwegs und bin auch alleine hin– und zurückgeflogen. Das war so der Einstieg und ich dachte mir: Ach krass, gar nicht mal so schwer. Ist es auch nicht. Alleinreisen ist so entspannend, weil man eben alles selbst entscheiden kann und man auf niemanden angewiesen ist.
Lernst du neue Leute kennen?
Wie schon gesagt: Das kommt komplett auf die Situation und die Destination an. In einem Hostel in Thailand ist es fast unmöglich keine neuen Leute kennenzulernen, in einem AirBnB in Porto genieße ich auch einfach die Zeit alleine und lese. Das liebe ich einfach: Du kannst deine Reise selbst gestalten, du entscheidest worauf du Lust hast und worauf eben nicht. Als ich 2018 alleine in London war, habe ich die ersten zwei Nächte in einem 6-Bett-Zimmer mit 5 anderen Mädels geschlafen und das waren wirklich unfassbar witzige Tage, die anderen beiden Nächte war ich alleine in einem Hotel und habe Filme geschaut. Balance is the key 🙂
Macht es Spaß sich alleine zu freuen?
Verstehe die Frage total: Es ist toll eine Reise mit einem geliebten Menschen oder der Familie zu machen und danach alle Erinnerungen immer wieder am Esstisch auszupacken. Das liebe ich auch. Ich werde z.B. niemals den letzten Tag in Palermo vergessen, an dem Alessa und ich 4 Stunden bei einer italienischen Familie im Hinterhof saßen und Wein for free getrunken haben. Oder den Abend in Dublin, an dem Vivi und ich fast taub geworden wären, als der Feueralarm im Hotel losging und wir im Schlafanzug vor der Temple Bar stehen mussten. Darüber werden wir auch noch in 10 Jahren noch lachen. Und trotzdem liebe ich es aber auch total, meine eigenen Erinnerungen zu schaffen, an die nur ich in einem stillen Moment denke und schmunzeln muss. Man bringt ja trotzdem genau so viele Geschichten mit, wie man es in Begleitung tut und man kann sie trotzdem jedem erzählen. Alle Menschen in meinem Umfeld lieben es, wenn ich davon erzähle wie es ist alleine zu reisen und sind super interessiert. Also es hat beides etwas sehr schöne Seiten.
Meldest du dich täglich bei jemandem, damit man weiß, dass alles gut ist?
Ich glaube meiner Mutter würde sofort auffallen, dass was nicht stimmen würde, wenn ich keine Instagramstories mehr machen würde, haha. Ich habe täglich Kontakt zu meiner Familie und meinen Freunden, egal ob auf Reisen oder in Köln, also macht das eigentlich keinen Unterschied.
Fühlt man sich öfter verloren oder orientierungslos?
Ich hab auch in Köln keine Orientierung, haha. Mein Handy und Google Maps sind jeden Tag mein Freund und Helfer! In Zeiten des mobilen Internets ist es eigentlich fast unmöglich orientierungslos oder verloren zu sein. Ich lasse mich aber auch einfach gerne durch Straßen treiben und schaue dann einfach mal, wo ich lande. So lernt man Städte eh am besten kennen.
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